Paris entführt Helena
Christian Wilhelm Dietrich (Weimar 1712 - Dresden 1774)
Lot-Nr. 15
Ergebnis : 49.500 €
Öl/Lw., 76 x 63 cm, min. rest., doubl. - Gutachten: Helmut Börsch-Supan, Berlin, 4.7.13. - Der Betrachter sieht eine Entführungsszene, die sich aufgrund der sich nur der Form halber sträubenden Dame als Raub der Helena bestimmen lässt. Paris jedoch trägt unter seinem Brustpanzer ein Gewand, das ihn als Pierrot identifiziert, einer Gestalt aus der italienischen Commedia dell’Arte, deren berühmteste Darstellung der 'Gilles' von Watteau ist. Anders als Watteaus 'Gilles' aber trägt der hier Dargestellte elegante Schnallenschuhe mit roten Absätzen. Sie weisen ihn als ein Mitglied des Hochadels aus, dem allein in der Kleiderrangordnung dieses Privileg zustand; in Versailles durften nur die Prinzen königlichen Geblüts rote Absätze tragen. Es handelt sich demnach um das Porträt eines Hocharistokraten, der einen Pierrot spielt, welcher wiederum in die Rolle des Paris geschlüpft ist: ein intelligentes und heiteres Rollenspiel auf verschiedenen Ebenen, wie es dem oft verspielten Charakter des Rokoko entsprach. - D. war einer der vielseitigsten u. höchstgeschätzten Maler seiner Zeit. Er war Sohn des Weimarer Hofmalers Johann Georg D. u. wurde bereits zwölfjährig Schüler von A. Thiele in Dresden. Sein Talent sicherte ihm früh die Protektion Augusts des Starken u. dessen Ministers Brühl. Als Folge wurde er 1741 Hofmaler in Dresden, eine Stelle, die er trotz Angeboten aus Kopenhagen u. Berlin behielt. Er unternahm Reisen nach Holland u. Italien. 1764 folgte die Ernennung zum Professor in Dresden u. Leiter der Kunstschule der Meißener Porzellanmaufaktur. Das starke Talent des Künstlers verarbeitete stilistische u. inhaltliche Errungenschaften aller Epochen. - Mus.: Paris (Louvre), St. Petersburg (Eremitage), New York (Metrop. Mus.), Dresden (Gemäldegal. Alte Meister), Wien (Hofmus.), London (British Mus.), Cambridge (Fitzwilliam Mus.), Nürnberg (Germ. Nat.-Mus.), Moskau, u.a. - Lit.: Thieme-Becker, Bénézit, u.a.
Christian Wilhelm Dietrich: Paris entführt Helena
Christian Wilhelm Dietrich (Weimar 1712 - Dresden 1774)
Paris entführt Helena
Lot-Nr. 15
Ergebnis : 49.500 €
Öl/Lw., 76 x 63 cm, min. rest., doubl. - Gutachten: Helmut Börsch-Supan, Berlin, 4.7.13. - Der Betrachter sieht eine Entführungsszene, die sich aufgrund der sich nur der Form halber sträubenden Dame als Raub der Helena bestimmen lässt. Paris jedoch trägt unter seinem Brustpanzer ein Gewand, das ihn als Pierrot identifiziert, einer Gestalt aus der italienischen Commedia dell’Arte, deren berühmteste Darstellung der 'Gilles' von Watteau ist. Anders als Watteaus 'Gilles' aber trägt der hier Dargestellte elegante Schnallenschuhe mit roten Absätzen. Sie weisen ihn als ein Mitglied des Hochadels aus, dem allein in der Kleiderrangordnung dieses Privileg zustand; in Versailles durften nur die Prinzen königlichen Geblüts rote Absätze tragen. Es handelt sich demnach um das Porträt eines Hocharistokraten, der einen Pierrot spielt, welcher wiederum in die Rolle des Paris geschlüpft ist: ein intelligentes und heiteres Rollenspiel auf verschiedenen Ebenen, wie es dem oft verspielten Charakter des Rokoko entsprach. - D. war einer der vielseitigsten u. höchstgeschätzten Maler seiner Zeit. Er war Sohn des Weimarer Hofmalers Johann Georg D. u. wurde bereits zwölfjährig Schüler von A. Thiele in Dresden. Sein Talent sicherte ihm früh die Protektion Augusts des Starken u. dessen Ministers Brühl. Als Folge wurde er 1741 Hofmaler in Dresden, eine Stelle, die er trotz Angeboten aus Kopenhagen u. Berlin behielt. Er unternahm Reisen nach Holland u. Italien. 1764 folgte die Ernennung zum Professor in Dresden u. Leiter der Kunstschule der Meißener Porzellanmaufaktur. Das starke Talent des Künstlers verarbeitete stilistische u. inhaltliche Errungenschaften aller Epochen. - Mus.: Paris (Louvre), St. Petersburg (Eremitage), New York (Metrop. Mus.), Dresden (Gemäldegal. Alte Meister), Wien (Hofmus.), London (British Mus.), Cambridge (Fitzwilliam Mus.), Nürnberg (Germ. Nat.-Mus.), Moskau, u.a. - Lit.: Thieme-Becker, Bénézit, u.a.