Vorbericht zur Auktion am 14. September 2019
Anita Rée gehört zu den Künstlerinnen, die sich auf dem Kunstmarkt durchgesetzt haben. Ihr Talent und Potential erkannte schon früh der qualitätsbewusste Alfred Flechtheim, dessen Galerieaufkleber sich auf dem einen der beiden bei Stahl angebotenen Werke befindet. Die ‚Tiroler Bäuerin‘ im Spannungsfeld zwischen Leidenschaft und Religion, bietet mit einem Aufrufpreis von 14.000 € eine der seltenen Gelegenheiten, ein Werk der Künstlerin zu erwerben. Der verinnerlichte ‚Geneigte Kopf‘, für den – man glaubt es kaum - ein Dienstmädchen Anita Rée Modell saß, wird mit 6.000 € aufgerufen. Einen weiteren Schwerpunkt der Auktion, der von einem lichten Frühjahrsmotiv von Otto Modersohn eröffnet wird (10.000 €), bilden qualitätvolle Werke der Worpsweder Malerei. Seltene frühe expressionistische Hauptwerke der jüngeren Generation der Worpsweder Künstler aus einer bekannten Privatsammlung, die allesamt als Dauerleihgabe im Overbeck-Museum in Bremen ausgestellt waren, kommen hiermit erstmals auf den Markt und dokumentieren anschaulich den kompromisslosen Aufbruch in die Moderne. In diesem Zusammenhang sollen stellvertretend für eine ganze Reihe außergewöhnlicher Werke die ‚Laternenkinder‘ von Lisel Oppel (7.000 €), die ‚Expressive Landschaft‘ von Albert Schiestl-Arding (3.500 €), der ‘Stromrand an der Elbe‘ von Willy Dammasch (2.800 €) und die ‘Tänzerin‘ von Emil Uphoff (3.000 €) erwähnt werden. Eines der vielleicht besten frühen Gemälde einer ’Winterlandschaft‘ der seltenen Hella Jacobs, deren Werke als entartet galten, geht mit 4.800 € an den Start. Derselbe Startpreis für Thomas Herbsts ‘Frau im blauen Kleid‘ sollte noch deutliche Steigerungen zulassen. Eine vermutlich die Flensburger Förde darstellende ‘Bucht‘ von Erich Heckel soll mindestens 8.000 € erlösen. Von Emil Nolde werden zwei hochkarätige Graphiken angeboten: die frühe, um 1910 entstandene Radierung ‚Landungsbrücke‘ (8.000 €) und der selten komplette Satz von 28 ‚Bergpostkarten‘ (4.500 €). Im Stil der Florentiner Renaissance schuf Werner Peiner seinen großformatigen, muskulösen ’Jüngling‘ auf Goldgrund. Das ungewöhnliche Bild wird für 8.000 € angeboten. Eine farbstarke Venedig-Vedute von William Leighton Leitch startet ebenso mit 8.000 € wie die mystische ‚Waldlandschaft mit Figuren‘, dem flämischen Altmeister Abraham Govaerts zugeschrieben. Eine höfische ‚Dame bei der Toilette‘ des ausgehenden 17. Jahrhunderts aus dem Umkreis Frans van Mieris ist mit 15.000 € moderat bewertet. Auch in der Abteilung Fotografie gibt es Entdeckungen: ‚Planet Earth – Eternal Path’ von Massimo Agostinelli thematisiert den Blick auf die Erde, in einer Aufnahme von Apollo 17 aus dem Jahre 1972 (3.500 €). Werke bedeutender Fotokünstler wie Nobuyoshi Araki, Henri Cartier-Bresson, Nan Goldin und Bryan Adams, die Einblick in faszinierende Welten geben, runden das sorgsam kurartiere Fotografie Angebot ab. Für ein enigmatisches Großformat des Südtirolers Florin Kompatscher werden Gebote ab 9.000 € entgegengenommen.
Von der Gotik bis in die Neuzeit reicht das qualitätvolle Angebot an Skulpturen in Holz, Stein und Bronze, darunter eine ausdrucksvolle süddeutsche ‚Pietà‘ aus Alabaster aus der Mitte des 16. Jhs. zum Aufrufpreis von 2.500 € sowie zwei Bronzen des berühmten ‚Antinoos vom Belvedere‘ und der ‚Venus Medici‘ aus der Zeit um 1700 (je 4000 €), die in der Barockzeit begehrte Sammelobjekte waren. Selten auf dem Kunstmarkt anzutreffen ist auch das frühbarocke Elfenbein-Triptychon mit Muttergottes aus einer süddeutschen Werkstatt um 1700 (Aufruf 6.000 €).
Große Namen finden sich unter den Bronze-Bildhauern des 20. Jhs.: eine lebensgroße Bronze-Plastik von Josef Thorak aus dem Jahr 1934/35 zeigt die damals berühmte Filmschauspielerin Anny Ondra, seit 1933 Ehefrau des Boxers Max Schmeling, der dem Einlieferer in einem Brief mitteilte, seine Frau lege Wert darauf zu erwähnen, dass sie im Badeanzug Modell saß. Die Figur, von der nur drei Güsse bekannt sind, wird mit 15.000 € aufgerufen. Von einem Zeitgenossen Thoraks, Fritz Klimsch stammt die Figur ‘Elegische‘, ein um 1953 entstandenes Spätwerk des Künstlers, für das mindestens 4.000 € erwartet werden. Eindrucksvoll auch die großformatige Bronze-Gruppe 'Drei Einradfahrer in der Balance' des deutschen Bildhauers Georg Engst (8.000 €). Arbeiten von Hanns Martin Ruwoldt, Manfred Sihle-Wissel oder Rolf Kuhrt runden das Skulpturen Angebot des 20. Jhs. ab.
Das europäische Kunstgewerbe glänzt mit seltenen Porzellanen aus der Manufaktur Meissen und KPM/Berlin, u.a. eine Berliner 'Urbino-Vase' mit Prospektmalerei des ‚Alten Palais in Berlin‘ (4.000 €) oder einer klassizistischen Meissener Figurengruppe 'Opfer am Freundschaftsaltar' von Christian Gottfried Jüchtzer ( 3.800 €).
Ein Diamant mit 5 Carat auf einem Solitärring ist der Höhepunkt der Schmuckofferte. Für den großen Stein von exzellenter Qualität müssen mindestens 50.000 € investiert werden. Ein Paar Solitär-Ohrstecker mit Brillanten von zus. 2,5 Carat wird mit 13.000 € aufgerufen, ein Fancy-Diamant-Ring in Herzform soll 11.000 € kosten und ein sehr feiner, natürlicher Ceylon-Saphir-Ring von 7,86 Carat wartet für 24.000 € auf eine neue stolze Besitzerin. Eher an die Herren richtet sich eine Auswahl exzellenter Armbanduhren, darunter eine Rolex Cosmograph ‚Daytona‘ mit Meteorit-Ziffernblatt für 13.000 €, der Klassiker ‘ Lange 1‘ für 12.000 € und eine Glashütte‘ Panoreserve‘ für 4.000 €.
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